Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Gardinenherstellung
10. Oktober 1988
Hinweis im Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Herstellung von Gardinen [Bericht K 1/196]
Das MfS informierte im Januar 1988 über von Fachexperten mit Unterstützung unseres Organs erzielte wissenschaftlich-technische Lösungen bei der Entwicklung einer völlig neuartigen Technologie der Gardinenherstellung in der Forschungsstelle Geyer des VEB Obererzgebirgische Posamenten- und Effektenwerke Annaberg/Karl-Marx-Stadt.
In der Zwischenzeit gelang es dem Entwicklerkollektiv, eine weitere Etappe in der Entwicklung dieses völlig neuartigen Verfahrens erfolgreich abzuschließen.
Ausgehend von dem 1987 erbrachten Nachweis der prinzipiellen Eignung der Liropol- und Liroflor-Maschinen konnte nach einigen konstruktiven Veränderungen für eine Gardinenherstellung insbesondere durch die beiden Fachexperten [Name 1] und [Name 2] der Forschungsstelle Geyer eine ständige Verbesserung der Parameter erreicht werden.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde auf einer entsprechend umgerüsteten 5-chorigen Liroflor-Maschine labormäßig eine Arbeitsbreite von einem Meter bei der Gardinenherstellung realisiert. Gleichzeitig gelang es nachzuweisen, dass die Grundstruktur über das Quadrat hinaus variierbar und der Einsatz von bis zu fünf unterschiedlichen Farben möglich ist. Bei dem bisher labormäßig gefertigten Muster wird die Farbe hellbraun in zwei unterschiedlichen Farbtönen sowie weiß in drei Schattierungen eingesetzt.
Auf der Labormaschine werden dabei 1 600 Fäden nach dem Grundprinzip der Liroflor-Technik zu einem hauchdünnen textilen Flächengebilde mit einer bisher erreichten Arbeitsgeschwindigkeit von 200 Umdrehungen/Minute verknüpft. Der Materialeinsatz pro Quadratmeter liegt unter 70 g texturierter Polyester-Feinseide.
Gegenüber den zurzeit das internationale Niveau bestimmenden Maschinen der BRD-Firma Maier weist das neue Verfahren folgende Vorteile auf:
- –
Herstellung von Gardinen mit fünf Schattierungen oder Farben bzw. Schattierungen und Farben kombiniert gegenüber von maximal zwei Farben auf Maier-Maschinen.
- –
Der Materialeinsatz sinkt von 250 g bis 120 g/m² bei Maschinen der Firma Maier auf ca. 70 g/m².
- –
Durch die bisher nicht mögliche Variierung der Grundstruktur wächst die Mustervielfalt.
Nach bisherigen Erkenntnissen erreichte dieses technologische Verfahren unter Nutzung des Wirkprinzips der Liropol- und Liroflor-Maschinen bisher allerdings nur etwa die Hälfte des Produktivitätsniveaus der Maschinen zur Gardinenherstellung vorgenannter BRD-Firma Maier.
Von Mitarbeitern des Entwicklerkollektives wird jedoch dazu eingeschätzt, dass nach Einsatz modernerer Maschinentechnik in der Forschungsstelle Geyer die Arbeitsgeschwindigkeit der Maier-Maschinentechnik von 400 U/min erreicht und überboten sowie durch den Einsatz von zwölf statt bisher acht Spezialnadeln auf einem Zoll Arbeitsbreite die Feinheit der Gewebestruktur weiter erhöht werden könne.
Die Zielstellung besteht darin, bis zum 40. Jahrestag der DDR den Nachweis zu erbringen, dass dieses neue Verfahren hinsichtlich Gestaltungsmöglichkeiten für Gardinen, Materialeinsatz und Arbeitsproduktivität die Weltspitze in der Gardinenherstellung bestimmen werde. Mit Erreichung dieser Zielstellung würden sich bei zügiger Überleitung in die Produktion positive ökonomische Effekte ergeben, insbesondere hinsichtlich
- –
der Brechung des Weltmonopols der BRD-Firma Maier bei gardinenherstellenden Maschinen,
- –
größerer Exportchancen für DDR-Gardinen durch Erhöhung der Mustervielfalt und des geringen Materialeinsatzes und
- –
Möglichkeiten für die Entwicklung eines neuen Zweiges des Textilmaschinenexportes bzw. zur Lizenzvergabe.
Die von vorgenannten Experten betriebenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten unterliegen nach wie vor strengster Geheimhaltung.
Zur Gewährleistung des angestrebten Realisierungstermins wird es für unbedingt erforderlich gehalten, dass
- –
die sofortige Auslandspatentanmeldung dieses Verfahrens, insbesondere in Westeuropa, den USA und Japan, auf der Grundlage des vorliegenden Wirtschaftspatentes der DDR erfolgt, wobei entsprechende Aktivitäten über den VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt ausgelöst werden sollten,
- –
die Bereitstellung der neuen Maschinentechnik für die weiteren Versuche durch den VEB Wirkmaschinenbau Karl-Marx-Stadt bis Dezember 1988 entsprechend der vertraglichen Vereinbarung gewährleistet wird, um keine Verzüge in der Weiterentwicklung des Verfahrens eintreten zu lassen und
- –
kurzfristig mit der konkreten maschinenbezogenen konstruktiven Bearbeitung der Maschinentechnik nach dem Patent durch geeignete Mitarbeiter im VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt begonnen wird, um so einen Vorlauf für die künftige Produktion dieser Ausrüstungen zu schaffen.
Dazu ist eine engere Zusammenarbeit zwischen der Forschungsstelle Geyer des VEB Obererzgebirgische Posamenten- und Effektenwerke Annaberg, dem Generaldirektor des VEB Kombinat Deko Plauen und dem Generaldirektor des VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt zu organisieren, um entsprechenden Einfluss auf diesen Prozess zu nehmen.
Perspektivisch ergebe sich darüber hinaus die Möglichkeit, die Mustergestaltung durch den Einsatz moderner Computer- und Steuerungstechnik – ähnlich dem Flachstrickautomat vom VEB Elite Diamant Karl-Marx-Stadt – zeitlich weiter zu minimieren.