UEFA-Pokal-Viertelfinalspiel Bukarest– Dresden
[ohne Datum]
Information Nr. 110/89 über einige beachtenswerte Erscheinungen im Zusammenhang mit dem UEFA-Pokal-Viertelfinalspiel Victoria Bukarest – SG Dynamo Dresden am 28. Februar 1989
Nach dem MfS vorliegenden Hinweisen war zwischen beiden Fußballclubs am 16. Februar 1989 schriftlich vereinbart worden, der Gastmannschaft Dynamo Dresden bei ihrer Ankunft in Bukarest 30 Eintrittskarten kostenlos sowie weitere 70 Eintrittskarten gegen Bezahlung für DDR-Touristen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus war die kostenlose Bereitstellung weiterer Eintrittskarten für Mitarbeiter der DDR-Botschaft in der Sozialistischen Republik Rumänien festgelegt worden.
Entgegen diesen Festlegungen wurden durch die rumänischen Partner insgesamt nur 60 Karten bereitgestellt.
(Auf den in diesem Zusammenhang vom Leiter der Abteilung Organisation der SG Dynamo Dresden in den Vormittagsstunden des 28. Februar 1989 gegenüber der Klubleitung des SC Victoria Bukarest vorgetragenen Protest reagierte dessen Vorsitzender mit Tätlichkeiten.)
Bereits zuvor war die vom Reisebüro der DDR beantragte Entsendung von zwei Sonderzügen mit ca. 800 Fußballanhängern der SG Dynamo Dresden von rumänischer Seite abgelehnt worden.
Wie in diesem Zusammenhang bekannt wurde, reisten ca. 400 DDR-Touristen mittels Pkw bzw. Reisezügen individuell nach Bukarest.
Da ihre Bemühungen zum offiziellen Erwerb von Eintrittskarten an den Stadionkassen des gastgebenden rumänischen Fußballclubs scheiterten, beschafften sich ca. 50 DDR-Bürger durch den Verkauf von Sachwerten diese Karten auf dem sogenannten schwarzen Markt und gelangten dadurch in das Stadion.
Nach Feststellung ihrer Anwesenheit wurden diese DDR-Bürger durch Angehörige der rumänischen Miliz aus dem Stadion verwiesen, worauf sie sich mit ca. 200 noch vor dem Stadion wartenden DDR-Bürgern in Begleitung von Milizangehörigen zur DDR-Botschaft in Bukarest begaben. Durch intensive Einflussnahme von Mitarbeitern der DDR-Botschaft und leitenden Funktionären der SG Dynamo Dresden konnten Zusammenstöße zwischen den DDR-Touristen und Angehörigen der rumänischen Miliz verhindert werden. Es erfolgten keine Zuführungen.
Im Ergebnis intensiver Bemühungen der DDR-Botschaft, auch unter Einbeziehung des Außenministeriums der SRR, konnten noch ca. 350 DDR-Touristen das Viertelfinalspiel besuchen.
Nach Rückkehr aus der Sozialistischen Republik Rumänien äußerten zahlreiche DDR-Touristen ihre Empörung über das Verhalten des Veranstalters und der Milizangehörigen.
Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Rückspiel am 15. März 1989 in Dresden wurden durch das MfS im engen Zusammenwirken mit der Deutschen Volkspolizei, den zuständigen staatlichen Organen und gesellschaftlichen Kräften sowie in Abstimmung mit der Leitung der SG Dynamo Dresden entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um den Schutz der rumänischen Gäste (konkrete Zahlenangaben liegen noch nicht vor) und die öffentliche Ordnung und Sicherheit umfassend zu gewährleisten.