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Entgleisung eines US-Truppenzuges auf dem Grenzbahnhof Griebnitzsee

27. Februar 1968
Einzelinformation Nr. 212/68 über eine Zugentgleisung des amerikanischen Besatzerzuges Db 637 auf dem Grenzbahnhof Griebnitzsee am 26. Februar 1968

Am 26.2.1968, gegen 5.45 Uhr, entgleiste auf dem Grenzbahnhof Griebnitzsee der aus Richtung Westdeutschland nach Westberlin fahrende amerikanische Besatzerzug Db 637 mit dem Triebfahrzeug (V 180), dem verplombten Post- und dem Packwagen. Durch die Zugentgleisung entstand am Triebfahrzeug, am Post- und Packwagen ein Schaden von ca. 300 TM. Personen wurden nicht verletzt. Sofort eingeleitete Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen und des Hergangs der Zugentgleisung ergaben Folgendes:

Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Griebnitzsee, [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1942, wohnhaft Potsdam-Babelsberg, [Straße, Nr.], Mitglied der SED, Mitglied der FDJ-Bezirksleitung, Brigadeleiter, konnte die Ausfahrstraße für die Ausfahrt des Db 637 in Richtung Wannsee wegen einer Störung an der Verriegelungseinrichtung nicht ordnungsgemäß festlegen und demzufolge das Ausfahrsignal nicht auf »Fahrt frei« stellen.

Aus diesem Grund fertigte er für den Triebfahrzeugführer des Db 637 einen schriftlichen Befehl zur Vorbeifahrt am haltzeigenden Ausfahrsignal des Bahnhofes Griebnitzsee aus. Er übergab diesen Befehl nach dem Halt des Zuges am Ausfahrsignal dem Triebfahrzeugführer. Der Zug setzte sich daraufhin wieder in Bewegung.

Fahrdienstleiter [Name] hatte jedoch den Fahrweg für die Ausfahrt des Db 637 nicht hergestellt, indem er verabsäumte, die Weiche 23 umzulegen. (Die Weiche 23 führt in der Grundstellung zum Prellbock, ihre Bedienung ist nur im Zusammenwirken mit dem Sicherungsposten der NVA-Grenze möglich.) Erst beim Betreten des Stellwerkes bemerkte [Name] sein Versäumnis.

Daraufhin forderte er den Sicherungsposten der NVA-Grenze auf, die Sperre an der Weiche 23 zu lösen. Danach legte [Name] die Weiche 23 um. In diesem Augenblick hatte jedoch bereits das Triebfahrzeug und der nachlaufende Postwagen die Weiche 23 passiert. Der anschließend laufende Packwagen fuhr zweispurig und entgleiste mit allen Achsen.

Nach der Zugentgleisung wurde der nicht entgleiste Wagentrain gegen 9.58 Uhr nach Berlin-Wannsee abgefahren.

Zwei Angehörige der amerikanischen Besatzungsmacht verblieben bei den entgleisten Wagen. Sie verhielten sich ruhig.

Aus dem Begleiterwagen wurden eine Kiste und ein Päckchen per Pkw der Amerikaner weitertransportiert.

Gegen den Fahrdienstleiter [Name] wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Transportgefährdung eingeleitet. In der bisherigen Befragung bestritt er seine Schuld nicht. Er ist bisher nicht negativ angefallen. [Name] befand sich seit dem 25.2.1968, 18.00 Uhr, im Dienst und sollte planmäßig am 26.2.1968, 6.00 Uhr, seinen Dienst beenden.

  1. Zum nächsten Dokument Zusammenrottung von Jugendlichen und Angriffe auf die VP in Pasewalk

    27. Februar 1968
    Einzelinformation Nr. 217/68 über eine Zusammenrottung von Jugendlichen und deren Angriffe auf Angehörige der DVP in der Nacht vom 24. zum 25. Februar 1968 in Pasewalk, [Bezirk] Neubrandenburg

  2. Zum vorherigen Dokument Zusammenfassung über die Synode der »Evangelischen Kirche der Union«

    27. Februar 1968
    Einzelinformation Nr. 208/68 (Zusammenfassung) über die Synode der »Evangelischen Kirche der Union« (EKU) in der Zeit vom 9. bis 15. Februar 1968