Tödlicher Unfall von drei NVA-Soldaten bei unerlaubter Entfernung
6. Oktober 1981
Unerlaubte Entfernung durch drei Soldaten der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung in Briest, Kreis Brandenburg, Bezirk Potsdam [Bericht K 2/26]
Am 19. September 1981, gegen 16.00 Uhr, entfernten sich drei Soldaten des Funktechnischen Bataillons 34 Briest, LSK/LV (24, 24, 21, alle Kraftfahrer der Einheit) in Arbeitsbekleidung (Kombination schwarz), ohne Waffen und Wehrdienstausweis vom Kfz-Park aus unerlaubt aus dem Objekt.
Sie begaben sich in die Gaststätte »Havelterassen« in Briest und konsumierten bis gegen 21.00 Uhr übermäßig Alkohol im Wert von ca. 80 Mark. Nachdem sie sich in der Gaststätte erkundigt hatten, wo in der Umgebung Mädchen zu finden seien und sie die Auskunft erhielten, dass auf der gegenüberliegenden Seite der Havel, in der Ortschaft Möthlitz, öfter Tanz sei, verließen sie die Gaststätte und tranken vor der Tür eine weitere Flasche Korn aus. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Soldaten nicht mehr gesehen.
Am 20. September 1981 wurde das Fehlen eines Fischerkahnes, der in der Nähe der Gaststätte festgemacht war, festgestellt.
Es bestand der begründete Verdacht, dass die Soldaten den Fischerkahn entwendet hatten, um die Havel zu überqueren und nach Möthlitz zu gelangen, dabei kenterten und ertranken.
Der Fischerkahn (aus Eisen) wurde bisher nicht aufgefunden.
Durch Zeugen waren am Abend des 19. September 1981 Schreie und Hilferufe vernommen worden, denen sie jedoch keine Bedeutung beimaßen, da sich am gegenüberliegenden Ufer (die Havel ist an dieser Stelle ca. 150 bis 200 Meter breit) ein Badestrand befindet.
Die Suchmaßnahmen und der Einsatz von Tauchern blieben zunächst erfolglos.
Am 23. September 1981, gegen 13.00 Uhr, wurde vom Stellvertreter des Ministers und Chef der LSK/LV, Genossen Generaloberst Reinhold,1 die Weisung erteilt, die Suche einzustellen und die Gefechtsausbildung fortzusetzen.
Die Fahndungsmaßnahmen wurden weitergeführt und die Suche auf der Havel durch die Wasserschutzpolizei übernommen.
Am 25. September 1981, gegen 10.00 Uhr, wurde die Leiche eines Soldaten in einer Fischreuse in der Havel bei Pritzerbe und am 26. September 1981, gegen 17.30 Uhr, bzw. am 27. September 1981, gegen 6.30 Uhr, [wurden] die Leichen der beiden anderen Soldaten nahe der Ortschaften Briest und Plaue aus der Havel geborgen.
Die weiteren Untersuchungen, insbesondere zur Aufklärung der Ursachen und begünstigenden Bedingungen und Umstände der unerlaubten Entfernung, werden durch den Militärstaatsanwalt geführt.