Auftritt Wolf Biermanns in der Sporthalle Köln
15. November 1976
Information Nr. 791/76 über das Auftreten Biermanns am 13. November 1976 in der Sporthalle Köln sowie einige im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Reise Biermanns in die BRD beachtenswerte Gesichtspunkte
Dem MfS wurden im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Reise Biermanns in die BRD sowie mit seinem ersten öffentlichen Auftreten am 13. November 1976 in der Sporthalle Köln folgende Hinweise bekannt:
Am 1. Oktober 1976 richtete die BRD-Bürgerin Boulboullé einen Brief an Biermann, in dem sie auf dessen Einladung durch die Ruhr-Universität Bochum vom 14. bis 21. November 1976 Bezug nahm. Aus dem Schreiben ging hervor, dass sich im Mai 1976 an der Ruhr-Universität eine Initiative »Freiheit der Meinung, Freiheit der Reise für Wolf Biermann, Wolf Biermann nach Bochum« gebildet hat.
Dieses »Initiativkomitee« wandte sich seitdem an Persönlichkeiten aus der SPD und der Gewerkschaft, an Intellektuelle u. a. mit der Bitte nach Unterzeichnung eines vom »Initiativkomitee« ausgearbeiteten Aufrufes »Meinungsfreiheit – Freiheit der Reise für Wolf Biermann«.1 Vorgenanntem Initiativkomitee gehörten an:
Prof. Dr. Ewald: Prof. Dr. Ewald ist seit 1964 als Dozent für Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum tätig und war von 1973 bis 1975 Rektor dieser Universität. Er ist zugleich Mitglied des BRD-Komitees »Amnesty International«, in dem er für die politischen Häftlinge in Chile zuständig ist und gehört dem Kuratorium der IG Metall an. Ewald suchte am 13. und 15. Mai 1976 Biermann in dessen Wohnung auf und traf dort auch mit dem aus der Haft entlassenen und in die BRD übergesiedelten Siegmar Faust zusammen. Nach vorliegenden internen Hinweisen wurden beide Gespräche über mögliche Reisen Biermanns in die BRD sowie über Möglichkeiten der »Befreiung politischer Häftlinge« geführt. Ewald zeigte sich dabei interessiert, Biermanns Position weiter zu festigen und traf mit ihm Absprachen zur Erarbeitung eines Aufrufes »Meinungsfreiheit – Freiheit der Reise für Wolf Biermann«.2
Prof. Dr. Brakelmann: Dieser ist seit 1971 Leiter des Lehrstuhles für christliche Gesellschaftslehre an der Universität Bonn.3 Er war vorher Mitarbeiter der Evangelischen Sozialakademie Friedwald und auf den Gebieten Soziologie, Marxismus-Leninismus und Informationen über »ostdeutsche« Länder tätig. Gleichzeitig4 war er Direktor der Evangelischen Akademie Westberlin. Er sucht insbesondere seit 1971 verstärkt Verbindungen zu sowjetischen Schriftstellern und gilt als »guter Kenner« der Außenpolitik und der Kirchenpolitik der DDR. Am 21. Juni 1976 richtete er an Biermann die Einladung zur Teilnahme an einer Veranstaltungsreihe der Ruhr-Universität Bochum vom 14. bis 21. November 1976. Er bringt dabei zum Ausdruck, dass das Ziel der Einladung darin bestehe, Biermann die Möglichkeit zu geben, seine Lieder vorzutragen, »einen freien Diskussions- und Meinungsaustausch aufzunehmen und alle Kräfte im Kampf gegen die politische Unterdrückung international zu vereinheitlichen«. (Persönliche Kontakte zwischen Brakelmann und Biermann wurden nicht bekannt.)
Prof. Dr. Ketelsen: Über Prof. Dr. Ketelsen und seine konkrete Tätigkeit liegen dem MfS zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben vor.
Boulboullé, Carla: Die B. gehört dem »Bund sozialistischer Arbeiter« an,5 unterstützt die Politik der SPD, setzt sich jedoch vor allem dafür ein, dass Trotzkisten in der SPD und den Gewerkschaften Funktionen erobern. Sie ist verantwortlich für das Informationsbulletin »Für die Freilassung der politischen Gefangenen in Osteuropa« und unterhält zu Mitgliedern der KPD/ML6 Verbindung. Sie reiste 1968 mit einer Delegation der Jungsozialisten zu einem Erfahrungsaustausch in Leipzig ein, bei dem sie linksradikale, trotzkistische Positionen vertrat. Sie arbeitete zu dieser Zeit aktiv bei dem SPD-Organ »Sozialistische Arbeiterpolitik« mit, in dessen Namen sie 1974 einen »Appell – Solidarität mit Wolf Biermann« unterzeichnete und Biermann zuschickte.
Dieser Appell, zu dem vom Kreisvorstand der Jungsozialisten Bochum eine Unterschriftensammlung durchgeführt wurde, richtete sich inhaltlich gegen die Biermann 1974 nicht genehmigte Ausreise in die BRD zur Entgegennahme des ihm verliehenen »Jacques-Offenbach-Preises« der Stadt Köln und beinhaltete »Forderungen« wie
- –
Erteilung eines Visums für Wolf Biermann,
- –
freie Reise für Wolf Biermann in ganz Deutschland,
- –
freie politische Meinung und Aktivität für Wolf Biermann in ganz Deutschland,
- –
Freiheit für den Sozialisten Wolf Biermann.
Vorliegenden internen Hinweisen zufolge unterhält B. seit 1974 auch persönlichen Kontakt zu Biermann.
In dem bereits erwähnten Schreiben vom 1. Oktober 1976 informiert die BRD-Bürgerin Boulboullé Biermann über die »bisherigen Ergebnisse der Kampagne«, u. a. darüber, es seien bisher viele Unterschriften gesammelt worden, um seine Reise »zu erzwingen«. Zugleich verweist die B. auf den vom »Initiativkomitee« eingerichteten Informationsdienst, wobei zwei von diesem Komitee bisher herausgegebene Schriften: »Freie Reise für Wolf Biermann« und [der] Aufruf: »Meinungsfreiheit – Freiheit der Reise für Wolf Biermann« dem Brief beigelegt waren.
In diesem »Informationsdienst« wurden wiederum die bereits 1974 erhobenen Forderungen im Zusammenhang mit der Person Biermanns vertreten. Es wird darin weiter auf eine Unterschriftensammlung verwiesen, die das Ziel verfolge, »die zuständigen DDR-Behörden zu zwingen«, der Einladung des Biermann in die BRD stattzugeben und ihm ein Visum mit garantierter Rückreise zu erteilen.
Zur Unterstützung dieser »Initiative« wurden Postkarten mit Forderungen auf »freie Reise für Wolf Biermann« herausgegeben, die an »DDR-Behörden und den Parteivorstand der SPD« geschickt werden sollten. (Derartige Postkarten wurden aus mehreren Städten der BRD an den Vorsitzenden des Staatsrates der DDR versandt.)
Bedeutsam erscheint, dass den im vorgenannten »Informationsdienst« veröffentlichten Aufruf »Meinungsfreiheit – Freiheit der Reise für Wolf Biermann«7 242 Organisationen (vorwiegend Studenten-, Jugend- und SPD-Organisationen) und Einzelpersonen unterzeichnet haben.
(Darunter befinden sich u. a. Egon Bahr, Ernst Bloch, Heinrich Böll, Rudi Dutschke, Erhard Eppler, Günter Grass, Dieter Lattmann, Prof. Dr. Hans Mommsen, Klaus Rainer Röhl und Klaus Schütz.)
Biermann reiste am 11. November 1976 über die Grenzübergangsstelle Friedrichstraße in die BRD aus. In Westberlin unterbrach er seine Reise und führte mit der Westberliner Vertreterin des USA-Schallplattenkonzerns CBS, der amerikanischen Staatsbürgerin [Name], wohnhaft: 1 Berlin 15, [Adresse], eine Zusammenkunft durch.
Biermanns erster öffentlicher Auftritt nach der Ausreise erfolgte am 13. November 1976 in der Sporthalle in Köln in der Zeit von 19.00 bis gegen 23.30 Uhr vor ca. 6 500 bis 7 000 Personen. (Anwesend waren ca. 2 000 Personen von linken, maoistischen und trotzkistischen Gruppierungen sowie ca. 3 000 Angehörige der IG Metall; Durchschnittsalter zwischen 18 und 40 Jahren.) Diese Biermann-Veranstaltung wurde live über den Westdeutschen Rundfunk 2 von 19.05 bis 21.00 Uhr in der Sendung »Radiothek« übertragen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der IG Metall. Sie stand unter der Losung: Wolf Biermann »Ich möchte am liebsten weg sein – und bleibe am liebsten hier«.
Eröffnet wurde sie durch den Jugendsekretär der IG Metall Wurl, Bernhard, wohnhaft Langensebold. In seinen einleitenden Worten äußerte Wurl u. a. wörtlich: »Biermann ist kein Republikflüchtiger. Er will in der DDR leben, aber er will sie verändern mit seinen künstlerischen Ausdrucksmitteln, mit seiner Form von Kritik. Mit seinen politischen Liedern rüttelt er dazu auf, bürokratischen Mief durch die Zufuhr des Sauerstoffs, demokratischer Selbstbestimmung der Arbeitenden zu vertreiben … Für ihn wie für uns ist Sozialismus ohne demokratische Freiheitsrechte der Arbeitenden undenkbar … Biermann und Havemann in der DDR, die Intellektuellen in Polen, die dagegen protestieren, dass man Arbeiter aus den Betrieben verjagt oder ins Gefängnis schleppt, wenn sie sich gegen die rabiaten Preiserhöhungen zur Wehr setzen, Medwedjew, Grigorenko u. a. in der Sowjetunion, die alle für einen Sozialismus mit einem menschlichen Antlitz eintreten, sind Vorboten einer neuen Etappe der Arbeiterbewegung auf dem Wege zu ihrem wirklichen Ziel.«
Nach Zwischenrufen wie: »Biermann soll anfangen«, bekam Biermann durch Wurl das Wort mit der Bemerkung: »… wir müssen alle Schwierigkeiten zusammen solidarisch hier und heute anpacken und den Weg gemeinsam gehen«.
Biermann sang und rezitierte insgesamt 25 Titel, die überwiegend
- –
massive Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung und Aufforderungen zu deren Veränderung,
- –
Angriffe gegen die Staats- und Parteiführung in der DDR und
- –
eine Verunglimpfung des sozialistischen Staates, seiner Organe und Funktionäre
beinhalteten.
Vor jedem Liedvortrag gab Biermann hetzerische und die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung verleumdende Texteinführungen und forderte wiederholt das Publikum auf, mitzusingen und sich mit ihm und seinem Anliegen solidarisch zu erklären. Mehrfach unterbrach er seinen »Vortrag«, interpretierte den feindlich-negativen Text und wiederholte seine Forderungen.
Er zitierte u. a. auch zwischen bestimmten Strophen aus dem Zusammenhang gerissene ausgewählte Aussprüche Rosa Luxemburgs, die ihm geeignet erschienen, nachzuweisen, dass in der DDR keine Diktatur des Proletariats, sondern die »Diktatur einer Parteiclique« herrschen würde. Danach sang er den Text »Die DDR braucht endlich und wie/ Rosa’s rote Demokratie/ stimmt ihr mir zu?/ Dann stimmt mit ein!/ So soll es sein.«
Zur Einleitung seines, die DDR verleumdenden Liedes »In diesem Lande leben wir wie Fremdlinge im eigenen Haus«, diskriminierte er in übelster Weise das Ministerium für Staatssicherheit. In Kommentar und Lied unterstellte er, in der DDR würden die Bürger bei geringsten Anlässen inhaftiert, wobei die Anklagen bereits aufgrund bloßer Unterstellungen erfolgten.
Diese und ähnliche provokatorische und hetzerische Ausführungen lösten bei den Zuschauern Tumulte und Pfiffe, aber auch Beifall und Heiterkeit aus.
In seinem Lied »Ich möchte am liebsten weg sein – und bleibe am liebsten hier«, behauptete er, dass dieser Text den Gemütszustand eines großen Teils der DDR-Jugend ausdrücken würde.
Weitere Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR, insbesondere gegen die Partei- und Staatsführung waren in den Liedern8
- –
»Noch«
- –
»Warte nicht auf bess’re Zeiten«
- –
»Ah ja«
- –
»Die hab ich satt«
- –
»Ballade vom Mann«
- –
»Ermutigung«
- –
»Legende vom sozialistischen Gang«
- –
»Porträt eines Monopolbürokraten«
- –
»Tischrede des Dichters im zweiten mageren Jahr« und in der
- –
»Ballade für einen wirklich tiefbesorgten Freund«
enthalten.
In dem Lied »Noch«, das sich auf die Ereignisse in der ČSSR im Jahre 1968 bezieht, ruft er praktisch zum konterrevolutionären Handeln auf. In der »Ballade vom Mann« diffamiert er die SED.
Den antifaschistischen Schutzwall und führende Funktionäre der Partei verleumdend heißt es hetzerisch in seinem Lied »Ah ja«: »Die Mauer steht – na grade die!/ es konnt nicht anders sein/doch die Erfinder – na grade die!/ mauern sich selber ein in/ Wandlitz doppelt ein/ Ah jaa!«
In der Einführung zu dem »Flori Have-Lied« (Enfant perdu) erklärte Biermann, in der DDR gebe es eine »traurige Massenbewegung der sogenannten Ausreiser«. Das betreffe Leute, die den Antrag auf Ausweisung aus der DDR gestellt hätten. In seinen Formulierungen dazu verleumdete und diskriminierte er ebenso wie in seinem Lied »Die Legende vom sozialistischen Gang« die DDR.
Nachdem Biermann in der weiteren Fortführung des Programms zum Ausdruck brachte, dass er die Erfahrung gemacht hätte, »dass man durch die verschiedensten Repressalien in der DDR auch kaputt gehen kann, dass man aber Sieger bleibt, wenn man sich wehrt und nicht nur Schläge empfängt, sondern selber Prügel an die richtigen Leute austeilt«, erklärte er sich solidarisch mit dem aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossenen Reiner Kunze. Wörtlich äußerte er hierzu: »In den letzten Tagen, als ich noch in der DDR war, habe ich viel Zeit dafür verbracht, statt mich vorzubereiten, mit vielen Kollegen, Schriftstellern und Liedermachern über den Ausschluss des Reiner Kunze aus dem Schriftstellerverband der DDR zu reden.
Alle meine Freunde unter den Schriftstellern sind empört über die neuesten Repressalien gegen Kunze … Sie betrachten die Art und Weise, wie hier ein Schriftsteller gemaßregelt wird, als einen Angriff auf sich selbst … Mein Freund Jurek Becker hat mich beauftragt, bei jeder öffentlichen Gelegenheit mitzuteilen, dass er genau wie viele andere Kollegen leidenschaftlich gegen den Ausschluss Kunzes und gegen andere Repressalien protestiert.« Kunze habe weder faschistische Literatur geschrieben, noch habe er zum Krieg aufgehetzt. Alles, was er gegen die DDR geschrieben habe, sei die Wahrheit, er habe nicht gelogen.
Biermann erklärte, dass er aus Solidarität für Kunze ein Lied geschrieben habe und dieses Lied »als deutliche öffentliche Demonstration für den DDR-Schriftsteller Reiner Kunze« singe.
Die Veranstaltung selbst wurde beweismäßig durch eine vollständige Aufzeichnung der Direktübertragung des WDR II gesichert.
In der Vorhalle des Veranstaltungsraumes wurden Flugblätter der maoistischen KPD,9 der Zeitschrift »Neue Arbeiterpresse«, Wochenzeitung des Zentralkomitees des Bundes »Sozialistischer Arbeiter Essens« (trotzkistische Zeitschrift) sowie weiterer Materialien maoistischer und trotzkistischer Gruppen verteilt.
Gleichzeitig wurde eine Broschüre »Texte von DDR-Schriftstellern und Dokumente zur Literaturpolitik der Bürokratie« verkauft. Der Herausgeber dieser Broschüre ist die bereits genannte »Initiative ›Freiheit der Meinung, Freiheit der Reise für Wolf Biermann – Biermann nach Bochum‹«. Der Inhalt der Broschüre trägt provokatorischen Charakter. So werden u. a. Auszüge aus »Die wunderbaren Jahre« von Reiner Kunze, aus »Unvollendete Geschichte« von Volker Braun und der Artikel von Robert Havemann »Über die Freiheit« veröffentlicht.
[Übersicht:] Anlagen
- 1.
Mitschnitt der Rundfunkübertragung mit Biermann am 13. November 1976 in der Sporthalle Köln (ohne Liedtexte)
- 2.
Vorgetragene Liedtexte von Biermann während der Veranstaltung am 13. November 1976
Anlage 1 zur Information Nr. 791/7610
Mitschnitt der Übertragung der Biermann-Veranstaltung am 13. November 1976 in der Kölner Sporthalle, ausgestrahlt über WDR II, in der Zeit von 19.05 bis 21.00 Uhr in der Sendung »Radiothek«
Guten Abend wünscht Ihnen Ihr Ulrich Lux, und da müssen Sie nun nicht erschrecken, die öfter als einmal die »Radiothek« hören und die hier jetzt eigentlich Volker Neumann mit seiner »Schlagerrevue« erwarten, die wird morgen um die gleiche Zeit nachgeholt.
Heute tritt nämlich Wolf Biermann zum ersten Mal seit Ostern 1965 in der Bundesrepublik in einem Konzert in der Kölner Sporthalle auf. Diese Gelegenheit wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und übertragen in den nächsten zwei Stunden aus der Kölner Sporthalle dieses Konzert, und am Anfang wird Bernhard Wurl von der Abteilung »Jugend« beim Verband der Industriegewerkschaft Metall, die diesen Abend mit veranstaltet, ein paar einleitende Worte sprechen. Wir schalten jetzt um in die Kölner Sporthalle und hoffen, wir hören auch etwas.
Verehrte Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herzlich willkommen zur heutigen Veranstaltung der Jugend der Industriegewerkschaft Metall. Wir freuen uns, einen Künstler begrüßen zu können, den wir sonst nur von Schallplatten her kennen. Auf Einladung der Industriegewerkschaft Metall und der Initiative der Universität von Bochum »Freiheit der Meinung, Freiheit der Reise für Wolf Biermann« weilt er unter uns – Wolf Biermann. (lang anhaltender Beifall)
Nachdem wir Wolf Biermann eingeladen hatten, im Rahmen unseres Jugendmonats der IG Metall aufzutreten, stellten wir uns insgesamt oft die Frage, darf er raus, lässt man ihn reisen, nun er durfte, man ließ ihn, und das ist gut so.
Die zweite Frage ist jetzt, lässt man ihn wieder rein in die DDR, denn Wolf Biermann ist kein Republikflüchtiger, er lehnt den Kapitalismus als Gesellschaftsordnung ab. (Beifall)
Er will in der DDR leben, aber er will sie verändern (Beifall), mit seinen künstlerischen Ausdrucksmitteln, mit seiner Form von Kritik. Mit seinen politischen Liedern rüttelt er dazu auf, bürokratischen Mief durch die Zufuhr des Sauerstoffes demokratischer Selbstbestimmung der Arbeitenden zu vertreiben. Um es im bundesrepublikanischen Deutsch zu sagen, für Wolf Biermann bedeutet auch demokratischer Kapitalismus wirtschaftliche Unmündigmachung und damit Unfreiheit der Arbeitenden. Für ihn wie für uns ist Sozialismus ohne demokratische Freiheitsrechte der Arbeitenden undenkbar.
Verständlicherweise lässt die Reise Wolf Biermanns großes öffentliches Interesse verzeichnen. Wir wissen, dass wir in dieser Tournee Gefahr laufen, falschen Beifall zu erhalten, insbesondere durch jene, die bei uns von »Freiheit statt Sozialismus reden«. (Beifall) Die durch Radikalenerlasse, Berufsverbote, Gewerkschaftsgesetze unsere Freiheit einengen wollen. (Beifall) Es sind die gleichen, die in Chile wieder den süßen Klang der Ordnung hörten, als die Stiefel der Militärs die Freiheit zertraten. Es sind die gleichen, die sich von den griechischen Militärterroristen vor ihrem Sturz kostenlose Informationen und Urlaubsreisen bezahlen ließen, um sich hinterher zu Propagandisten ihrer Gewaltherrschaft zu machen. (Beifall) Es sind die gleichen, die Franco-Spanien, Salazars Portugal und das rassistische Südafrika beweihräucherten und bejubelten. Für sie herrscht überall Freiheit, wo sich der kapitale … frei und ungehemmt von einer demokratischen, kämpferischen Arbeiterbewegung entfalten kann.
Für uns bedeutet Freiheit z. B., seinen Beruf frei wählen zu können, aber jeder Jugendliche bekommt heute zu spüren, ohne Vollbeschäftigung ist das nicht mehr möglich. Für uns bedeutet Freiheit, dass man für seine kritische politische Meinung weder im Betrieb und Büro diszipliniert, noch durch Berufsverbote bestraft werden darf. Auch hier machen wir böse Erfahrungen.
Das betäubende Freiheitsgeschrei unserer Rechtsgenossen ist ganz gewiss pure Heuchelei, es dient nur dazu, ihre Absichten zu verhöhnen, unsere Freiheitsrechte einzuengen, wenn nicht gar abzuschaffen. Aber Sozialismus ohne demokratische Freiheitsrechte wird stets ein Zerrbild bleiben, das sie erfolgreich als Abschreckungsmittel gebrauchen können.
Biermann und Havemann in der DDR, die Intellektuellen in Polen, die dagegen protestieren, dass man Arbeiter aus den Betrieben verjagt oder ins Gefängnis schleppt, wenn sie sich gegen rabiate Preiserhöhungen zur Wehr setzen, Medwedjew (ph), Grigorenko u. a. in der Sowjetunion, die alle für einen Sozialismus mit einem menschlichen Antlitz in der ČSSR eintreten, sind Vorboten einer neuen Etappe der Arbeiterbewegung auf dem Wege zu ihrem wirklichen Ziel. (Beifall)
Das Ziel, eine Gesellschaftsordnung, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen unmöglich gemacht ist, und in der die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen die Grundlage und Vorbedingung für die Entfaltung der schöpferischen Kräfte der ganzen Gesellschaft bilden. Auch wir sind als Gewerkschaft in der Bundesrepublik aufgerufen, Wegbereiter hierfür zu sein. Dies können wir nicht einzeln oder in kleinen Gruppen, dies können wir solidarisch in dem Zusammenschluss der abhängig Beschäftigten, also in den Gewerkschaften tun.
Jeder Jugendliche, der noch abseits steht, wird aus den Liedern und dem Leben von Wolf Biermann eines lernen können, um es mit einer Liedzeile zu sagen, wir dürfen nicht warten auf bessere Zeiten. (Zwischenrufe – Biermann soll anfangen) Wir müssen alle Schwierigkeiten zusammen solidarisch hier und heute anpacken und den Weg gemeinsam gehen. Ich wünsche uns allen einen angenehmen schönen und unbequemen Abend mit Wolf Biermann. (lang anhaltender Beifall)
Biermann singt »So soll es sein«.
»So oder so, die Erde wird rot. Diese Zeilen habe ich schon oft singen gehört und es hat mich gefreut und auch ein bisschen geärgert, wenn ich nämlich merkte, dass manche dieses ›So oder so‹ sangen, als würden sie singen, Sowieso. Ich dachte aber, als ich dieses Lied schrieb, an den guten Satz von Marx, der sagte, dass die Menschheit entweder einen Weg zum Sozialismus, zu einer kommunistischen Gesellschaft finden würde, oder sie wird in die Barbarei versinken.
So oder so …«
»… Ja, Wohlstand wollen wir gern, anstatt
denkt ja nicht, dass ich Euch jetzt mit dem alten Mist langweile, ich habe ein paar neue Strophen geschrieben,
Die deutsche Einheit …«
»… Die BRD braucht eine KP (Beifall – Biermann: Ha, He-hm) … Unter Italiens Sonnenschein, so soll es sein …
Nur ein Pfeifer? – Ihr sollt nicht höflich zu mir sein.
In der DDR wurde endlich spät, aber nicht zu spät, das politische Testament von Rosa Luxemburg veröffentlicht. Das ist ein großer Fortschritt für unser Land. Im dritten, nein im vierten Band ihrer gesammelten Werke begraben, aber leicht zu finden, ihre Schrift »Die russische Revolution«. Niemand hat bisher leidenschaftlicher die Oktoberrevolution gefeiert und historisch gewürdigt und niemand auch leidenschaftlicher davor gewarnt, sie zum Modell zu machen für alle nachfolgenden Revolutionen. (Beifall) Rosa Luxemburg schrieb damals, ohne allgemeine Wahlen …«
»Die DDR braucht endlich und wie …
so soll es sein, na wie lange soll ich denn den Ton noch halten.«
»… Hab ich nun die Strophe mit dem Wohlstand gesungen? Die ist doch so wichtig.
Ja, Wohlstand wollen wir gern, anstatt …«
»So oder so, die Erde wird rot
Als ich diese Zeilen schrieb, dachte ich auch an das gute Wort von Brecht, er sagte, die Morgenröte einer neuen, besseren Zeit kommt aber nicht wie das Morgenrot kommt, nach durchschlafener Nacht. (Beifall)
So oder so …« (Lang anhaltender Beifall)
»Meine Freunde haben gesagt, sag den Leuten ruhig ehrlich, dass du aufgeregt bist, dann bist du vielleicht nicht mehr so aufgeregt. (Beifall)
Ich habe mir natürlich in den 14 Tagen, die ich ja Zeit hatte, überlegt, was ich hier singen solle, welche lieber nicht, welche lieber doch (Zwischenruf Oma Meume, darauf kräftige Lache Biermanns). Das habe ich heute gar nicht aufgeschrieben, aber ich bin zu jeder Schandtat bereit. Ich habe mir so ausgedacht, am besten halte ich mir die Leute vom Halse, wenn ich immer viele Lieder singe. Aber ich wollte – falls Ihr einverstanden seid – wirklich, es ist keine Fernseh- und Showfrage, die ich Euch hier stelle, sondern ich meine wirklich, wir können hier gut miteinander reden, es ist ja gar nicht so groß. (Heiterkeit) Als ich hörte, dass 6 500 Leute hier sein sollen, aber ich glaube, es sind noch mehr, da kriegte ich einen Bammel, aber irgendwie kommt es mir gar nicht so übergroß vor. Vielleicht kommt es daher, dass ich die letzten zwölf Jahre immer im Zimmer gesungen habe. (Beifall) Ich habe mir auch überlegt, ich werde nicht hier im Westen den Affen machen und meinen eigenen Schallplatten hinterherrennen, nicht wahr. Wenn Ihr in Hifiqualität und perfekt irgendwelche Lieder hören wollt, könnt Ihr die Schallplatten auflegen, ich habe mich vorbereitet, ich werde hier aus der Stümperei eine Tugend machen, aber ich will mich auch nicht verrückt machen mit so einem übertriebenen Perfektionismus. Ich habe mir einen Fahrplan gemacht und da steht »Ostlinke – Westlinke«. Das soll ein Stichwort für mich sein. Bei mir zu Hause in der Chausseestraße treffen sich ja oft Westlinke und Ostlinke, und das ist oft sehr interessant und lehrreich für beide Teile. Das sollte in größerem Maße öfter möglich sein, aber falls das mal soweit kommt, was ja nicht ausgeschlossen ist, möchte ich Euch aus meinen Erfahrungen vor etwas warnen.
Ich habe nämlich die Beobachtung gemacht, dass wenn solche sympathischen, fortschrittlichen Linken aus Ost und West zusammensitzen, kommen sie sehr oft und sehr schnell ohne es selbst zu merken, in einen makaberen Wettstreit. Beide nämlich wetteifern nach kurzer Zeit darin, dem anderen vorzuführen, wie schlimm es bei ihm zu Hause in seiner eigenen Gesellschaft ist. (Beifall) Na, zum Klatschen finde ich das nicht, oder ich habe es selbst falsch verstanden. Dann fangen meist die Leute aus der DDR an und sagen, bei uns ist es so furchtbar, da kommst du für einen Witz über die Stasi schon für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis nach Cottbus. Wieso sagen dann die Westler, das kann doch nicht angehen, für einen Witz, bist du denn beknackt. Ja, sagen die dann, da hat einer einen Witz über die Stasi erzählt, dass die auf der Jagd waren und haben nur einen Hasen gefangen, dann stehen alle um den Hasen herum und treten ihn dann immer und sagen, gibst du denn nun endlich zu, dass du ein Wildschwein bist. (Heiterkeit) Dreieinhalb Jahre, das ist doch ein bisschen teuer, sagen dann die Westlinken, das ist vielleicht nicht so schön, aber denk mal, wie es bei uns ist, da gehen die Leute mit und ohne Witz in den Knast und werden weggefangen in Argentinien wie der Genosse Zschieschang (ph[onetisch]), werden eingesperrt und gefoltert und haben überhaupt gar keine Chance, wieder nach dreieinhalb Jahren lebend herauszukommen. Sagen dann die DDR-Leute, naja, das ist ja schlimm in Argentinien, dann sagen die, nee, was heißt hier Argentinien, guck Dir mal an, wie es in Westdeutschland ist, das weiß ja unsereins gar nicht. Im ›Neuen Deutschland‹ steht ja auch nicht soviel darüber. (Heiterkeit) Dann sagen die DDR-Leute wieder, stell Dir mal vor, ein Lehrer hier bei uns unterschreibt nicht, dass er für den Einmarsch in der Tschechoslowakei ist und verliert seinen Beruf und arbeitet heute noch als Hilfsarbeiter. Ja, sagen die dann, das ist natürlich schlimm, aber bei uns, da kann er überhaupt nicht rausgeschmissen werden, weil er gar nicht erst eingestellt wird. Ich habe diese, vielleicht etwas leider nicht übertriebenen Beispiele aufgeführt, um Euch diese ganze Absurdität dieses Streits vor Augen zu führen, denn ich weiß nicht, wie Ihr darüber denkt, aber ich bin zu der Auffassung gelangt, dass es immer dort am schwersten ist zu leben, wo man wirklich lebt, z. B. wo man kämpft und sich einmischt aufseiten des Fortschritts, je nachdem wie es ist in dem Land, in dem man gerade ist, oder was? (Beifall) In diesem Sinne ist es richtig, wenn man sagt, wie Hölderlin gesagt hat in seinem berühmten Brief an die Deutschen: ›So kam ich unter die Deutschen‹ aus dem Hyperion (ph.), ›wir sind Fremdlinge im eigenen Lande‹, was heißt das doch, dass gerade die Aufrichtigsten, Empfindsamsten, Leidenschaftlichsten, die nicht ertragen können das Unrecht, die Barbarei, die Ausbeutung, in dem Lande, in dem sie leben und nicht in irgendeinem Lande der Welt und sich dort einmischen, dass sie dort, wo sie zu Hause sind, eigentlich am meisten wie Fremdlinge sind. Biermann singt »Das Hölderlin-Lied«. (Beifall)
»Könnt Ihr ein Gedicht aushalten? Es ist nicht von mir, es ist von Hölderlin, es gefällt mir recht gut. Hölderlin schrieb auch so etwas wie eine Bilanzballade, ich weiß nicht im wievielten Jahr. Ein Gedicht, das heißt: ›Hälfte des Lebens‹«.
»Ich habe ein Lied geschrieben, jetzt gerade, bevor ich losfuhr, in dem nämlich die Landschaft, die der Hölderlin in diesem schönen Gedicht beschreibt, von den Birnen, die in den See hineinhängen, wieder hochgeholt ist. Es ist ein Leideslied und ich möchte, dass die Schlagzeuger hier unten mit den Apparaten mal einen Augenblick Pause machen, damit auch die Finger nicht steif werden. Nachher können sie weitermachen, ich will mich hier um Gottes willen nicht unbeliebt machen. Aber dieses Lied ist ein Leides- und es ist nämlich deswegen so übertrieben witzig, weil es zwei Schlusszeilen hat, die den Titel abgegeben haben für diesen Abend. ›Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier.‹«
Biermann singt »Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier«. Zwischenbemerkung: »Hier ist natürlich nicht hier.« (Beifall)
»Dieses Lied, diese beiden Zeilen habe ich nicht umsonst ausgewählt für heute Abend. Sie drücken sehr genau den politischen Gemütszustand vieler junger Menschen in der DDR aus, und vielleicht könnt Ihr diese Zeilen auch für Euch zweckentfremden. Es ist natürlich gut gesagt, hier bleiben oder dort bleiben, denn das Dableiben in einem Land kann ja sehr viel Verschiedenes bedeuten. Das kann sein, dass man sich bequem in die Misere einrichtet, man kann aus Faulheit irgendwo bleiben, man kann auch bleiben, um irgendeine billige Karriere zu machen oder eine teuere, man kann aber auch bleiben, um sich einzumischen.
Ich habe ein Gedicht geschrieben über die verschiedenen Möglichkeiten der Fortbewegung nach oben. Es ist ein Gedicht, angeregt durch eine sehr schöne Plastik des DDR-Bildhauers Fritz Cremer, die heißt ›Der Aufsteigende‹. Das ist so ein kleines Ding, ein Torso, aus Bronze, nackter Mann, der gerade in der Pose festgehalten ist vom Bildhauer, wo er aufsteigt.«
Biermann liest »Fritz Cremer, Bronze: ›Der Aufsteigende‹«
»… Oder steigt da die Menschheit auf
im Atompilz zu Gott und, was wir schon ahnten: ins Nichts? (Beifall)
Ihr habt mir ja die Pointe versaut! Also gut.
So viele Fragen um einen, der aufsteigt.«
Biermann singt »Warte nicht auf bessre Zeiten«. (Beifall)
»Das ist eigentlich ein altes DDR-Lied, für die DDR ein altes Lied, für die BRD Zukunftsmusik. Denn ich habe allerdings die Hoffnung, dass es auch in der Bundesrepublik sich mal ändert in Richtung auf eine sozialistische Gesellschaft. Das klingt vielleicht utopisch, wenn ich hier jetzt diese Gesellschaft gesehen habe, dieser Tage, die Autos, die Geschäfte, diese Menschen und alles. Habe ich gesagt, mein Gott, was soll bloß werden. (Beifall) Aber auf die Dauer wird auch Westdeutschland nicht drumrum können. Der Sozialismus ist sozusagen nur dadurch zu vermeiden, indem man ihn aufbaut. Dann hat man ihn schnell hinter sich und kann zum Kommunismus vor … Und ich weiß nicht, wie ihr darüber denkt, aber ich … (Zwischenruf ›Was verboten ist, das macht uns grade scharf‹) Ach ne, Mensch, das sind ja die alten Lieder. Naja ist auch schön, aber das habe ich wirklich schon vergessen.
Das passt mir heute auch nicht mehr so richtig. Es ist zwar richtig, ist aber auch nicht richtig.«
Biermann singt das Lied »Was verboten ist …« kurz an.
»Naja, wenn wir nachher noch Zeit haben und fleißig vorangehen, ihr klatscht nicht so viel, ich rede nicht so viel, dann können wir hinten vielleicht noch etwas ranhängen – wirklich. Ich bin immer noch in einem Zustand, in dem man mich nach so langen Jahren bitten muss, nicht zu singen. (Beifall)
Ich meine aber allen Ernstes, dass ja die Bundesrepublik ein so hoch entwickeltes Industrieland ist mit einer großen so bedeutenden Arbeiterklasse. Ja doch, das ist die Möglichkeit, die zur Wirklichkeit werden kann und muss.
Und das hört sich ulkig an, aber das ist ja ernst so. Und in der Bundesrepublik könnte dieser Weg vielleicht etwas leichter gehen als er in der DDR gehen musste. Die DDR hat es sehr schwer gehabt – nach dem Krieg. In diesem kleinen weniger kräftigen Land, noch dazu einen Sozialismus serviert gekriegt von der Roten Armee, der eben, wie es in meinem ›Wintermärchen‹ heißt, ›halb Menschenbild, halb Tier war‹. Ein anderer war nicht zu haben, deswegen war er ja auch gut. Aber nun muss man ja nicht immer wieder die alten Fehler machen. Vielleicht können die Fehler in der DDR, die Erfahrungen vornehmer ausgedrückt, auch etwas nützen, aber natürlich nur, wenn man sie zur Kenntnis nimmt, wenn man die Gnade hat, sie zur Kenntnis zu nehmen, damit nicht alles umsonst ist. (Beifall) Dabei muss man auch immer zu weit gehen. Meine Freunde, meine Genossen in der DDR werden oft behelligt mit dem Satz ›Geht ihr da nicht ein bisschen zu weit.‹ Ich meine wirklich, dass man zu weit gehen kann, man kann zu weit zu weit gehen. Aber man muss zu weit gehen, auch das Zuweitgehen hat sein Maß. Merkt ihr schon, auf welches Lied ich zusteuere?«
Biermann singt: »Ballade für einen wirklich tiefbesorgten Freund«.
Biermann gerät bei der Stelle »… aber hier im Osten« aus dem Text und bemerkt, »nein dort im Osten … ach jetzt bin ich hier rausgekommen. Mit dem Osten und Westen, das ist verflucht. Das Lied könnt ihr ja auf der Platte hören – nicht wahr.« (Beifall)
»Die guten Leute brauchen auch manchmal paar gute Leute, und die Ermutiger brauchen auch Ermutigung.«
Biermann singt: »Ermutigung« (Beifall)
»Ja, ja, das ist ein Lied, das mir gut gefällt, und das hätte ich bestimmt nicht schreiben können, wenn es nicht Meister Brecht gegeben hätte. Ich weiß nicht, wie es mit dem Brecht hier in der BRD ist. Ich glaube, von einigen wenigen Leuten wird er zum Denkmal degradiert und von vielen Leuten wird er einfach nicht gekannt. Brecht hat ein sehr schönes Gedicht geschrieben – ein großes Gedicht, vielleicht sein bestes. Mir gefällt es jedenfalls am besten.
Gedicht an die Nachgeborenen. Habt ihr Lust, den dritten Teil davon zu hören? Ich kann es nämlich auswendig.«
Biermann liest aus dem Brecht-Gedicht vor. (Beifall)
»Bei mir um die Ecke ist gleich der Friedhof, wo der Brecht begraben ist, da gehe ich manchmal spazieren, da bricht das Grün aus den Zweigen, wie es im Lied heißt, nicht nur im symbolischen Sinne, dort liegt aber auch die große Schauspielerin Helene Weigel und da liegt der Hegel, ein sehr wichtiger Mann. Ja, ich habe in meinem Programm auch vorbereitet ein Gedicht über das Elend der Philosophie wie Hegel usw., aber ich will Euch damit nicht behelligen. Ich habe mich vorher unterhalten mit Freunden, die sagten, Mensch, Du musst dort, wo so viele Menschen sind so dicke Dinger loslassen, nicht so feinen Pimmelkram und da sind auch die vielen IG Metall-Leute da.
Ich bin so froh, dass hier so viele IG Metall-Leute drin sind.
(Zwischenruf unverständlich) Ich würde sehr gern was dazu sagen, aber ich möchte nicht unsinniges Zeug erzählen, vielleicht willst Du etwas darüber sagen, denn Du lebst hier in diesem Lande, das heißt nicht, dass ich mich hier nicht einmischen will. Ich halte gar nichts von dieser Vornehmheit.
(Zwischenrufe und Pfiffe im Saal) Also der Kollege hat kein Mikrophon, das ist sehr schade. Ich hab nur noch gehört den Satz, ich will ihn gern übersetzen, … wir von der KPD. (Zwischenrufe im Saal sind unverständlich, Pfiffe und Beifall wechseln sich ab) Also, ich will nicht die Tatsache missbrauchen, dass ich hier die Mikrophone habe und dass Ihr alle gekommen seid, um meine Lieder zu hören. (Beifall) Ich glaube schon an der Tonart, in der der Freund dort sprach, sieht man, dass es sehr wichtig ist, was er sagt, vielleicht ist es falsch oder halb falsch, oder halb richtig und wenn es in der Gewerkschaft Maßnahmen gegen Kommunisten gibt oder die sich dafür halten (Beifall) … ja hier; ich soll Dich mitnehmen. (Gelächter)
Ich wäre sehr froh, wenn wir alle zusammen begreifen würden, dass z. B. die Beschreibung eines Friedhofes etwas sehr Lebendiges sein kann und etwas sehr Politisches.
Auf diesem Friedhof bei mir um die Ecke liegt auch der große Komponist der Arbeiterklasse Hanns Eisler.
Das Problem ist, dass die Arbeiter es schwer haben, für ihre ökonomischen Interessen mithilfe der Gewerkschaften unmittelbar zu kämpfen, weil ja in der offiziellen Vorstellung bei uns in der DDR die Partei der Arbeiterklasse sowieso schon die Interessen der Arbeiter vertritt. Also muss auch niemand Gewerkschafter oder wer auch immer gegen die Partei und Staatsführung die Interessen der Arbeiter durchsetzen.
Das mag in manchen Dingen sogar so sein. Ich will das gar nicht hier abtun, aber das hat natürlich auch seine Tücken. Und ich weiß nicht, wie das hier im Westen ist, in der DDR gibt es eine hoch entwickelte Form der Selbsthilfe der Arbeiter, nämlich dass sie sich persönlich bereichern, dass sie klauen, dort, wo sie arbeiten. Ich hab dagegen überhaupt nichts, außer dass ich sehr viel dagegen habe, denn das mag zwar eine geeignete Methode sein, um sich einen größeren Anteil an gesellschaftlich erwirtschaftetem Reichtum zu beschaffen, aber das ist natürlich eine Form, die für die Gesellschaft sehr sehr kostspielig ist.
Es gehen ungeheure Werte dabei flöten, es ist nicht übersichtlich, man kann auch nicht immer so zielstrebig klauen, man hat auch mal was Falsches erwischt, und es gehen auch unheimliche Reichtümer dabei kaputt. Außerdem, diejenigen, die so etwas machen, kriminalisieren sich ja dabei; auch nicht sehr günstig. (Unverständlicher Zwischenruf) Ach, die haben das meist gar nicht nötig, mein Freund. Aber das führt eben dazu, wie mir mal ein Genosse, der im Bauwesen beschäftigt ist, sagte, weißt Du, das geht schon manchmal soweit, wenn man zehn Häuser bauen will, dann muss man eben elf planen. Eins ist irgendwie dann weg. Das verwandelt sich dann in auch sehr nützliche Dinge, die sogenannten Datschen, wie es im DDR-Deutsch heißt. Also die Wochenendgrundstücke, da finden sich dann die verschiedenen Einzelteile aus den Großblöcken wieder. Ist ja auch gut, und ich habe eine Romanze geschrieben.«
Biermann trägt den Titel vor und bringt: Romanze von Rita-Moritat auf die sozialistische Menschengemeinschaft – Ballade auf die plebejische Venus.
»Mein verehrter Lehrer, dem ich sehr viel verdanke und da liegen der Genosse Wolfgang Langhoff, der Antifaschist, der Theatermann, der mitgearbeitet hat an der Schaffung des berühmten Liedes von den ›Moorsoldaten‹«.
Biermann singt: »Der Hugenottenfriedhof«. (Beifall)
»Wollen Sie ein kleines Gedicht-Lied hören über Meister Brecht.
(Zwischenbemerkung aus dem Publikum – nicht verständlich) Alle sollen reden, nein alle nicht.« Biermann singt: »Herr Brecht«
»Ja, man kann sich aber nicht nur über die Toten freuen, man muss sich auch mal über die Lebenden …«
Biermann singt: »Die hab ich satt.« (Beifall)
»Ja, der legendäre kleine Mann (Zwischenbemerkung Pause)
Was, Pause? Och. Haltet Ihr noch ein bisschen durch? Ja, ich wollte doch die Pause ein bisschen später machen. Ich weiß nicht, nach welcher Ökonomie eine Show gemacht werden muss, ich habe keine Übung darin, ist vielleicht auch kein Nachteil.
Aber Mensch, jetzt kommen doch noch so wichtige Sachen. Ich kann ja weniger reden und mehr singen. Naja, ist ja auch egal, wir machen jetzt so weiter und dann ist gut. (Mäßiger Beifall)
Ja, ich wollte über die Gewerkschaft reden, und zwar über die Gewerkschaft in der DDR. Mögen die anderen über ihre Schande sprechen, heißt es bei Brecht, – naja, jedenfalls nein, nein ich wollte ja keine dunklen Andeutungen machen. Ich wollte sagen, dass sich die Gewerkschaft in der DDR selbst versteht als eine Art Transmissionsriemen der Partei zu den Arbeitern herunter. (Zwischenruf aus dem Publikum) … ja, ja, Lenin kann man auch gut missverstehen, wenn man sich Mühe gibt. (Beifall)
Außerdem stammt das schöne Bild vom Transmissionsriemen aus dem 19. Jahrhundert, wo so eine Kraftmaschine war, und die lieferte dann eine Antriebswelle, und von dort betrieben die Transmissionsriemen die einzelnen Webstühle, Drehbänke usw. In der modernen Industrie hat jede Drehbank ihren Elektromotor. Das Bild ist jetzt etwas veraltet, aber wenn es richtig wäre, wäre es mir auch recht.«
Bei der Passage »Als der ABV sie mahnte« gab Biermann die Erläuterung »ABV ist der Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei in jedem Straßenviertel, dort wohnt immer ein Volkspolizist in einer normalen Wohnung und ist der ABV, der alle Leute dort kennt, gut kennt. (Zwischenrufe aus dem Publikum, nicht verständlich) Biermann war beim ABV, natürlich war ich auch schon dort.« (Mäßiger Beifall)
»Ich überspringe jetzt ein Lied, wir haben mehr Zeit gebraucht als ich denken konnte. Ich wollte das Lied singen ›Lass mich Deinen Rauchfang fegen, kimm wir wolln uns was erzählen von der guten neuen Zeit, Marie, und dann gehn wir auf die Straßen und verbreiten Heiterkeit‹.
Das Lied haben wir hinter uns, was brauchen wir die ganze Kunst dazu, aber ein Lied, das wollte ich gerne hier vorspielen, ich schrieb es für einen Fernsehfilm, denn wir wollen uns doch nicht so bescheiden wie das Leben, das ich eben geschildert habe. Es ist in der DDR vor Kurzem ein ganz großartiger Film aufgeführt worden, ein sowjetischer Film, er heißt ›Die Prämie‹.
Wenn er mal hier gezeigt wird, oder vielleicht wird er hier schon gezeigt, solltet ihr euch unbedingt mal diesen Film anschauen. Dieser Film zeigt zum ersten Mal auf eine überzeugende sinnfällige Weise, dass die Arbeiterdemokratie, die in unserem Munde so oft eine schöne Phrase ist, gar keine Phrase sein braucht, dass die Arbeiter nicht nur das moralische revolutionäre Recht haben, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln und nicht nur sich auch um gesellschaftliche Vorgänge im Ganzen kümmern sollen, sondern dass sie auch die Fähigkeit dazu haben. Wenn die Zeit länger wäre und wir wären hier nicht in so einer Show-Veranstaltung, dann würde ich lange und gerne euch diesen Film erzählen. Aber das ist natürlich Wahnsinn.
Ich habe ein Lied geschrieben: ›Das kann doch nicht alles gewesen sein.‹« Biermann singt das Lied.
»Das Harmonium haut nicht richtig hin. Ich würde das lieber auf der Gitarre spielen. Aber das mache ich vielleicht bei der nächsten Veranstaltung. (Beifall)
Gegen die Bescheidenheit, gegen das sich bescheiden – ein Gedicht.«
Biermann trägt das Gedicht vor »Tischrede des Dichters im zweiten mageren Jahr«. Biermann macht die Zwischenbemerkung »… wo ist denn die Kamera«.
»Ich hab schon viele abhauen sehn aus der DDR. Ich kam 1953 in die DDR, da waren die Nazis schon weg. Kein … keine Träne nachgeweint, die Kapitalisten – weg damit, Großgrundbesitzer – weg damit, die Ärzte …, die Großbauern, naja, wenn sie unbedingt nicht wollen, aber was ist mit den Arbeitern, mit den Bauern, mit den Intellektuellen. Mit vielen empfindsamen, fortschrittlichen Leuten, die oft dunkle verworrene Vorstellungen hatten, wie wir doch alle mehr oder weniger, die aber doch eigentlich hätten begeistert werden können, am Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft teilzunehmen. Daraus kann man noch lange kein Gedicht machen oder ein Lied. Aber wenn der gesellschaftliche Vorgang sich überschneidet, ein Rudiment der antiautoritären (Beifall) … mach ruhig weiter sagt er. Wenn also die gesellschaftliche Dimension sich überschneidet mit dem persönlichen Erlebnis, das einem ans eigene Herzfett geht, dann ist natürlich ein Lied, ein Gedicht möglich und fällig und ich schrieb damals, als der Sohn meines Freundes, meines Genossen Robert Havemann, nach drüben abhaute, ein Lied. Flori Have hatte damals beim Einmarsch in die Tschechoslowakei eine tschechische Fahne aus dem Fenster gehängt und wurde dafür verhaftet und verurteilt und eingesperrt. Er kam dann raus, es war sehr schwer für ihn, wieder Fuß zu fassen, und eines Tages war er dann plötzlich weg.
Das war sehr schmerzhaft eben nicht nur im allgemeinen politischen Sinne, sondern auch im sehr persönlichen Sinn. Und ich schrieb damals ein Lied, mit dem ich euch jetzt nicht behelligen will, ich will ein paar Strophen singen, wenn ihr Lust habt, die mir heute noch wichtig sind.« Biermann singt das »Flori-Have-Lied«.
Zwischenbemerkung Biermanns nach den ersten Takten »Ne, das ist ja auch zu tief, Entschuldigung, das ist heute meine erste Vorstellung, ich bin noch nicht in der Routine eines alten Konzert-Gangsters.«
»Ja dieses Lied war nötig (Zwischenbemerkung aus dem Publikum unverständlich) das finde ich sehr richtig, diesen Hinweis aus der Bevölkerung, wie wir es in der DDR nennen. Du wirst gleich sehen, man wird dich verdächtigen, ich hätte dich bestochen, damit Du mir die Stichworte gibst. Aber so dramatisch ist das ja alles gar nicht, jedenfalls nicht hier im Saal.
Dieses Lied hat mir in der letzten Zeit immer weniger gefallen, sonst hätte ich euch auch mit sämtlichen Strophen behelligt. Ich wollte es euch nur vorführen, damit ihr es nochmal vor Augen habt. Wieso kann man auch einen jungen Mann von 18/20 Jahren sagen, er ist hinüber. Das wird sich erst mal zeigen.
Und (Zwischenrufe aus dem Publikum, sitzt er nun vor oder hinter der Mauer). Ich bin in der letzten Zeit durch eine Entwicklung in der DDR schmerzhaft darauf hingewiesen worden, dass dieses Lied nicht hinreichend ist. Denn ich habe bemerkt, dass dieses Lied ja eigentlich nur verdonnert, verurteilt.
Was richtig ist meiner Meinung nach, aber eben nicht auch die Gründe akzeptiert, warum Leute überhaupt weggehen wollen.
Ich glaube, dass man das tun muss, um vernünftig und mit Erfolg gegen die Republikflucht, gegen die ich natürlich nach wie vor hundertprozentig bin, zu argumentieren. Man kann das nicht so schlenkrig abtun und sagen, der ist nun hinüber. Diese schlenkrige Redeweise, falls es jemand von ihnen, von euch interessiert, die kommt auch mehr aus der Trauer, als aus der ideologischen Kraftmeierei. Aber es gibt in der DDR in der letzten Zeit eine wahrhaft traurige Massenbewegung, nämlich die sogenannten Ausreiser. Leute, die sich so nennen, weil sie einen Antrag stellen auf legale Ausreise aus der DDR.
Und das geschieht in einer Zeit, wo im Westen die Krise blüht, Arbeitslosigkeit, soziale Unsicherheit, was den meisten Menschen in der DDR sehr wohl bekannt ist, so dumm sind sie nicht.
(Zwischenbemerkung aus dem Publikum unverständlich) Na, – Gott sei Dank andere Schwierigkeiten, für uns wichtigere, interessantere, aber das ist mein Problem und mein Land. Leute also, die sehr wohl wissen, dass sie nicht in ein gemachtes Bett steigen werden.
Und obwohl sie in einem Land leben, wo es allerdings soziale Sicherheit gibt, Stabilität, was für die Intellektuellen vielleicht nicht so wichtig und kostbar ist, aber für die Arbeiter, für das arbeitende Volk eine sehr kostbare Sache.
(Beifall) Aber, wie kommt es, dass gerade jetzt, wo es wirklich in der DDR besser wird, nicht nur, weil es im ›Neuen Deutschland‹ steht, das kommt natürlich noch strafverschärfend hinzu, wie kommt es, dass so viele Menschen, junge Menschen, und nicht nur irgendwelche Idioten, Querköpfe und Nazis oder so was, die sind nämlich längst weg, Gott sei Dank, die habt ihr hier auf dem Hals. Wie kommt es, dass die weg wollen und das erledigt sich eben nicht mit dem Flori-Have-Lied. Und das Lied hilft auch nicht den Leuten, die wirklich weg wollen. Es ist mehr eine ideologische Krücke für die Leute, die wirklich da bleiben. (Zwischenbemerkung aus dem Publikum, nicht verständlich, u. a. wird von unabhängigem sozialistischen Deutschland gesprochen) Du, ich darf dich auslachen, aber ich werde dich niemals erschlagen.
Ja, mein Freund, ich missbrauche die Phonstärke, ich habe die russischen Panzer gesehen in verschiedensten Phasen des Geschichtsprozesses. Mein erstes Erlebnis in der DDR, als ich rüber kam in die DDR als 17-Jähriger 1953, war der 17. Juni.
Ich habe davon sehr wenig verstanden, weil ich sehr jung und sehr naiv war, wenn auch kommunistisch erzogen und aus meiner heutigen Sicht, die viele Wandlungen durchgemacht hat. Das wird ja wohl erlaubt sein, würde ich genauso wie mein verehrter Meister Brecht, den ich nie gesehen habe, persönlich, wenn die russischen Panzer kommen am 17. Juni und die faschistische Dimension, die auch in diesem 17. Juni war, niedermachen, würde ich verzweifelt und mit Tränen in den Augen die Mütze runter reißen und diese Panzer begrüßen, denn dieser 17. Juni hatte durchaus einen gefährlichen Januskopf. Er hatte zwei Gesichter, er war schon ein demokratischer Arbeiteraufstand und noch eine faschistische Erhebung.
(Zwischenrufe aus dem Publikum sind nicht klar verständlich, u. a. wird gesagt, dass die DDR heute ein sozial-faschistischer Staat sei.) Ich finde das sehr bedauerlich, dass hier im Fernsehen, das, was der junge Mann dort oben auf der Tribüne sagt, nicht zu hören ist, weil er kein Mikrophon hat, es wäre sehr lehrreich, denn er sagt schlimme Dummheiten. (Beifall und Pfiffe)
Das wusste ich auch schon vorher, ich glaube, solche Diskussionen sind sehr wichtig, ich will nur hoffen, dass solche Leute nicht in den Besitz von Panzern kommen, sonst würden sie mich (Beifall) und viele meiner Genossen in der SED, deren Mitglied ich nicht mehr bin, und würden den Genossen Dubcek niedermachen im Namen des Stalinismus und den Genossen Honecker niedermachen im Namen, ich weiß nicht welcher Theorie – mit euch bin ich nicht einverstanden. (Beifall)
Wenn ihr Lust habt, mache ich jetzt noch eine Sache mit euch hier und dann ab nach Hause. – Das ist die reinste Planwirtschaft, ich habe meinen Plan erfüllt. Und zwar ist dieses ein Gedicht mit Liedelementen, mit einem Liedrefrain, ich habe es gerade neu geschrieben und es ist ein sehr wichtiger Beitrag zu der Frage, die von hier rechts kam, womit ich nichts Politisches meinte, und dieses Gedicht möchte ich ohne alle Sentimentalität und ohne allen Schmus den Arbeitern der IG Metall widmen, die mich eingeladen haben, hier zu singen.«
Biermann bringt die »Legende vom sozialistischen Gang«.
Zur Erläuterung sagt Biermann, dass es in der DDR ein geflügeltes Wort gibt: »Das geht seinen sozialistischen Gang. Das wird von Funktionären oft bierernst gesagt, das wird aber auch in etwas drolliger Weise gesagt. Es wird aber auch gesagt, wenn einer zu einem Arbeiter sagt, der einen Kipper fährt, wo Mörtel mit transportiert wird, hör mal zu, ich brauch für meine Datsche ein bisschen Mörtel ja, für seine Senkgrube oder was. Da sagt er ja, ich fahre mal ne Biege über Grünau und dann haut er da die drei, vier Tonnen eben raus. Und da sagt der Arbeiter auch, ja Kumpel, das geht seinen sozialistischen Gang. Es ist ja auch ein bisschen was Wahres dran.«
In den Beifall zu Biermanns Vortrag schaltet sich der Rundfunk-Sprecher ein und sagt: »Seien Sie nicht überrascht, sie hören immer noch die Radiothek, aus aktuellem Anlass übertragen wir aus der Kölner Sporthalle ein Konzert des Ostberliner Liedermachers Wolf Biermann, und wir haben uns entschlossen, dieses Konzert bis zum Ende der Veranstaltung zu übertragen. Deshalb wird sich auch das in den Zeitschriften ausgedruckte Programm des WDR II … entsprechend verschieben oder gegebenenfalls auch ausfallen, das wissen wir jetzt noch nicht genau, weil wir noch nicht wissen, wie lange die Veranstaltung dauern wird.«
Die Pause wird durch ein Interview und durch das Biermann-Lied »Kuckuck – Kuckuck« gefüllt.
Es wird wieder umgeschaltet in die Sporthalle Köln.
»So, wir müssen uns hier ein bisschen beeilen. Das ist eine Gewerkschaftsversammlung hier, und die machen alle Überstunden.
Wie ihr seht und wie ich sehe, ist es viel länger geworden als im Plan. Ich habe nicht so ein gutes Gespür, noch nicht wieder. Dafür, wie lange man noch singen kann, versteht ihr, hm?
Ich meine, wenn ihr noch aushalten könnt. Ich bin noch ganz und gar fit, ich war in den letzten Tagen wirklich sehr erkältet, aber nun ist ja alles gut, ich habe mich schon erholt beim Singen. Ein guter Plan, ein Plan ist immer gut, weil man dann genau weiß, was man nicht einhält. Ich wollte sprechen über die gesunde Ökonomie, über den guten Seelenhaushalt. Diese gute Ökonomie stellt sich dann ein, wenn man nicht nur immer Schläge kriegt, sondern auch welche austeilt. Ich habe die Beobachtung gemacht an mir und auch an anderen, dass man von vergleichsweise geringen Repressalien verschiedener Art kaputt gehen kann. Dass man aber sehr viel bestens auf die produktivste Weise aushalten kann, wenn man sich wehrt, wenn man nicht nur geprügelt wird, sondern auch Prügel austeilt.
Natürlich möglichst an die richtigen Leute. Bloß die, die dann geprügelt werden sind nie der Meinung, dass sie die richtigen waren.«
Biermann singt die: »Ballade vom Mann, der sich eigenhändig beide Füße abhackte«.
(Zwischenbemerkung Biermanns »Ja, das ist ein Kinderlied«.)
Er fordert das Publikum auf zum Mitsingen. Weitere Zwischenbemerkungen Biermanns: »Als ich vor zwölf Jahren in der BRD war, zu meiner ersten Tournee, war ich auch hier in Köln, da stand in den westlichen Zeitungen, ich weiß jetzt nicht mehr in welcher, Biermann: ›Ulbrichts bestes Pferd im Stall, Bitterfelder Stall‹.
So richtig ans Herz gedrückt haben sie mich erst, als ich verboten wurde. Aber ich glaube, ihr hier könntet am besten beurteilen und nicht nur von heute Abend, wo wir uns hier sehen, das ist ihnen nicht gelungen, mich ans Herz zu drücken. (Beifall)
Also dieses Lied kommt wirklich auf eine Kinderplatte, die ich mal raushau, ist ja ein Kinderlied. Also so lange der Fuß abgehackt wird ist es sowieso ein Kinderlied und dann kommt eben die Strafe, nein – die Strophe, wo die Kinder dann sagen können: Mama, was ist eine Partei. Naja und das ist doch schon sehr viel. Ich glaube, dieses Lied wird weniger für die Kinder anstrengend als für die Erwachsenen.
Ich will jetzt das ›Aah-ja‹-Lied singen, und dazu muss ich, weil viele es nicht wissen, wenigstens vorher sagen, dass die Mitglieder des Politbüros der SED nicht dort wohnen, wo die Berliner wohnen, in der Stadt, sondern in einem Ghetto, eingezäunt von Stacheldraht, Mauern, umgürtelt von Kasernen, in Wandlitz. Ich glaube nicht, dass sie dort so ein Luxusleben führen, wie oft die Leute vermuten, ich glaube, das ist auch nicht der richtige Punkt, ich glaube, diese Leute leben viel bescheidener als sich manche große Kritiker der Bürokratie vorstellen. Das Schlimme ist, dass sie eben so isoliert sind.
Dass die Arbeiterführer hinter Stacheldraht leben im Arbeiter-und-Bauern-Staat.
Und über diese Tatsache gibt es nur eine Strophe in dem Lied. Aber die Leute in der DDR nehmen sich diese Strophe raus und sagen nicht sing mir das ›Aah-ja‹-Lied, sondern singen wir das ›Wandlitz-Lied‹. – Biermann – singt das ›Aah-ja‹-Lied.
»›Porträt eines Monopol-Bürokraten‹ – ich nicht – Teile und herrsche, kennt ihr den Satz? Die Bourgeoisie aber auch.«
Biermann trägt das Gedicht »Porträt eines Monopol-Bürokraten« vor. (Starker Beifall)
»Man geht auch dann nicht kaputt, wenn man sich wehrt in diesem Sinne, dass man lobt, was fortschrittlich, gut ist, in der Welt passiert und sei es auch nicht im eigenen Lande. Ich schrieb damals ein Loblied auf den Prager Frühling, auf die Revolution in der Tschechoslowakei.«
Biermann singt das Lied: »Noch«. (Beifall)
(Unverständliche Zwischenrufe und Pfiffe)
»Außerdem noch gibt es in der DDR noch sehr stille Ecken, die nicht aus diesem traurigen Sinne still sind. Es gibt in der DDR eine kleine Stadt, die liegt am Achterwasser. Achterwasser liegt hinter Insel Usedom, wo der Strom, die Peene, vorbeifließt, in der Nähe der Ostsee. Diese Stadt liegt gerade so an einer Ecke, wo die großen Straßen vorbeigehen, die ist irgendwie vergessen worden, aber nicht nur vom Sozialismus, sondern auch vom Kapitalismus. Das letzte Wichtige, was dort, glaube ich, passiert ist, da wohnen Fischer und Möbeltischler, das war ungefähr vor 300 Jahren, da kam da mal ein schwedischer Kapitän, der hat einen Affen mitgebracht mit einem kleinen Matrosenlatz und hat sich dort verheiraten lassen – trauen lassen.
Und dann ist dort auch die Losung vom VIII. Parteitag.«
Biermann singt die »Ballade von der alten Stadt Lassan«.
»So, wir können ja nicht ewig in der Idylle bleiben.«
(Zuruf aus dem Publikum: »Biermann soll etwas Kämpferisches singen.«) Biermann bemerkt: »Du brauchst wohl ein bisschen Kraft in die Knochen, ich glaube, da wird dir auch ein Lied nicht helfen.« (Beifall)
»Ja, man kann auch durch die Lupe der Idylle die Realität sehen. Ich will jetzt gleich das Kunze-Lied singen. Und das Lied kann ich leider nicht einfach so singen, ohne zu sagen, dass Reiner Kunze mein Freund ist, dass ich mit ihm solidarisch bin, aber das ist nur die halbe Wahrheit, Kunze ist nicht mein Genosse. Er ist mein Freund. In den letzten Tagen, als ich in der DDR war, habe ich viel Zeit dafür verbraucht, statt mich vorzubereiten, um mit vielen meiner Kollegen Schriftstellern, Liedermachern, wie mit meinem Freund Gerulf Pannach, dem Liedermacher aus Leipzig, mit dem jungen Schriftsteller Jürgen Fuchs, mit ›Cuno‹, auch mit meinem Genossen Havemann über die Ausschließung des Reiner Kunze aus dem Schriftstellerverband zu reden.
Alle meine Freunde unter den Schriftstellern, womit ich nicht sagen will, dass alle Schriftsteller meine Freunde sind, sind empört von den neuesten Repressalien über Reiner Kunze; sie fühlen sich selbst bedroht, denn Reiner Kunze selbst persönlich geht es bestimmt nicht so schlecht wie manche Leute es ihm wünschen, aber sie betrachten die Art und Weise, wie hier ein Schriftsteller gemaßregelt wird, als ein Angriff auf sich selbst. Am letzten Tag, bevor ich abfuhr, besuchte mich mein Freund Jurek Becker, der Autor des Romans ›Jakob der Lügner‹ und hat mich beauftragt, bei jeder öffentlichen Gelegenheit, die ich haben werde, also auch heute, mitzuteilen, dass er genauso wie viele andere Kollegen unter den Schriftstellern der DDR leidenschaftlich protestieren gegen den Ausschluss Kunzes aus dem Schriftstellerverband und gegen andere Repressalien. (Beifall)
Jurek Becker hat es dabei nicht nötig, mich als Sprachrohr zu benutzen, er selbst hat mir gesagt, dass er jede Gelegenheit benutzt, bei öffentlichen Lesungen in der DDR genau das zu sagen. Jurek Becker und ich sind uns aber auch einig, dass hier gerade im Fall unseres Kollegen Kunze kritische Solidarität im wirklichen Sinn des Wortes angebracht ist, denn die Position, von der aus Reiner Kunze die DDR kritisiert, ist nicht unsere Position, wir sind Kommunisten, wir sehen die Schwächen, Fehler, die verschiedenen Formen bürokratischer Barbarei in der DDR bestimmt nicht weniger deutlich als unser Freund Kunze, aber wir sind der Meinung, dass die DDR trotz alledem eine große Errungenschaft für die deutsche Arbeiterklasse ist, dass sie kostbar ist, dass der Weg des Sozialismus dort unter Mühen und mit Rückschlägen beschritten wird und dass dieses große gesellschaftliche Experiment wichtig ist und weiter geführt werden muss, und in diesem Punkt haben wir auch eine etwas andere Haltung als Freund Kunze.
Um es ein bisschen kurz und deutlich zu sagen, auch für die vielen bürgerlichen Pressemenschen, die versuchen werden, das, was ich hier sage, für sich auszuschlachten (Beifall), Kunze hat keine faschistische Literatur geschrieben, er hat nicht zum Krieg aufgehetzt, alles, was er geschrieben hat über die DDR, ist die Wahrheit, er hat nicht gelogen, aber wir sind der Meinung, wir kommunistischen Schriftsteller, dass man auch mit traurigen Wahrheiten über das Leben in der DDR lügen kann über die einzige Hoffnung, die die Menschheit hat und auch die Bevölkerung der DDR, nämlich den Sozialismus.« (mäßiger Beifall)
(Nur teilweise verständliche Zurufe aus dem Publikum …) »dass oppositionellen Jugendlichen in der DDR grundsätzlich verboten, zum Weltjugendfestspiel zu fahren, wie sie von der Volkspolizei mit Hunden im Zug zurückgeleitet wurden. Nun frage ich dich, wie kannst du das hier als Sozialismus rechtfertigen … Zwischenrufe, Pfiffe …
Meiner Meinung nach, kann man das in der DDR nicht als Sozialismus bezeichnen, sondern man muss aussprechen, was es ist, ein faschistischer Staat.«
Biermann antwortet: »Ich hoffe sehr, dass alles, was diese Frau gesagt hat, deutlich zu hören war. Es war ein reaktionärer Unsinn in meinen Augen. (Beifall, Pfiffe) Diese Pfiffe sind für mich willkommene Begleitmusik, ihr müsst noch etwas lauter werden. Ich bin allerdings der Meinung, dass das, was in der DDR sich entwickelt, eine sozialistische Gesellschaft ist. Ich bin der Meinung, dass der Sozialismus kein Zustand, sondern ein sehr komplizierter Prozess ist (Beifall), und ich bin weiterhin der Meinung, dass Menschen, die solche Ansichten vertreten, wie ihr, diesen Prozess in keiner Weise unterstützen könnt. (Beifall) So – und nun das Kunze-Lied, als eine deutliche, öffentliche Demonstration der Solidarität mit dem DDR-Schriftsteller Reiner Kunze.«
Biermann spielt auf dem Harmonium und singt das Lied »Selbstportrait für Reiner Kunze«. Nach den ersten Takten bemerkt Biermann: »Das ist ja zu tief, meine Stimme ist jetzt schon etwas heiser, und ich spiele etwas höher.« Biermann singt das Lied zu Ende. (Beifall)
»So, nun haben wir es bald geschafft. Ich habe mir vorgenommen, damit es nicht zu langweilig wird, bei den zehn Auftritten, die ich in diesen Tagen machen werde, nicht immer dasselbe zu singen. Ihr seid heute durch Willkürakt dazu verdonnert, lauter DDR-Sachen zu hören. Ich habe ein anderes Programm vorbereitet, in dem ich nur Lieder singen werde vom antifaschistischen Kampf in Chile, Spanien, Vietnam.«
(Zwischenrufer fordern das Che-Guevara-Lied von Biermann) »Das wäre die bequemste Methode, euch loszuwerden, ich meine, ich kann ruhig das Che-Guevara-Lied singen.« (Beifall), Biermann singt zur Gitarre das Che-Guevara-Lied. (Beifall)
»Ich will heute Abend das Lob der verschiedenen politischen Sekten singen, denn ich glaube, man muss das Problem der Sekten, über die sich sehr leicht sagen lässt, dass sie unsinnig sind, auch mal von der produktiven Seite her sehen.
Denn ist es nicht so, dass alle diese verschiedenen Gruppen ein Teilaspekt des großen gesellschaftlichen Prozesses zum Zentrum ihres Denkens gemacht haben. Es ist doch an fast allen diesen Gruppen etwas Kostbares dran. Was falsch ist, ist doch nur, dass sie ihre Erkenntnis, ihre Seite der Sache zur Hauptachse der ganzen Weltrevolution machen wollen. (Beifall)
Wenn nämlich an diesen verschiedenen politischen Gruppierungen nicht auch etwas Schöpferisches, politisch Produktives wäre, dann wäre meine Aufforderung, sich zusammenzuschließen, eine Phrase.« (Nicht verständlicher Zwischenruf aus dem Publikum.)
Biermann singt zur Gitarre das »Lied vom roten Stein der Weisen«. (Beifall) Er singt die erste und zweite Strophe noch einmal. (Langanhaltender Beifall, rhythmisches Klatschen, einzelne Pfiffe, Rufe nach Zugabe)
Biermann singt die »Ballade vom Kameramann«. (Langer Beifall)
Sendesprecher: Ja, und soweit unsere Übertragung aus der Kölner Sporthalle vom ersten Konzert des Ostberliner Liedermachers Wolf Biermanns seit elfeinhalb Jahren, und es geht auch in den nächsten Tagen weiter, ein paar Termine weiß ich, die gebe ich einfach mal durch. Das ist also am 16. November in der Ruhr-Universität in Bochum, am 19. November auch in Bochum in der (Ruhrland-Halle), am 21. November in Fellbach, das ist bei Stuttgart, am 22. November in Recklinghausen, so viel ich weiß, passiert das da zusammen mit Walter Mossmann, am 24. November in München und am 27. November in Hamburg. Die restlichen Termine von den zehn Veranstaltungen weiß ich nicht, und diese ganzen Durchsagen sind alle ohne Gewähr.
Für uns ist jetzt Zeit Schluss zu machen. Für die technische Durchführung war heute zuständig Manfred Hill und Georg Glitzinger (o. ä.), die Redaktion hatte Lothar Fendt und ganz sparsam am Mikrofon heute war Ulrich Lux.
Anlage 2 zur Information Nr. 791/76
Verzeichnis der Texte, die Wolf Biermann am 13. November 1976 in Köln vorgetragen hat11
Nr. | Titel | Seiten |
---|---|---|
1. | »So soll es sein« | 4 Seiten |
2. | »Das Hölderlin-Lied« | 1 Seite |
3. | »Hälfte des Lebens« | 1 Seite |
4. | »Ich möchte am liebsten weg sein/ und bleibe am liebsten hier« | 1 Seite |
5. | »Fritz Cremer, Bronze: ›Der Aufsteigende‹« | 2 Seiten |
6. | »Warte nicht auf bessre Zeiten« | 2 Seiten |
7. | »Ballade für einen wirklich tief besorgten Freund« | 1 Seite |
8. | »Ermutigung« | 1 Seite |
9. | »Brecht, deine Nachgeborenen« | 1 Seite |
10. | »Der Hugenottenfriedhof« | 2 Seiten |
11. | »Herr Brecht« | 1 Seite |
12. | »Die hab ich satt!« | 2 Seiten |
13. | »Romanze von Rita – Moritat auf die sozialistische Menschengemeinschaft – Ballade auf die plebejische Venus« | 5 Seiten |
14. | Liedtext aus dem BRD-Fernsehfilm »Liebe mit 50« | 1 Seite |
15. | »Tischrede des Dichters im zweiten mageren Jahr« | 1 Seite |
16. | »Enfant perdu« | 2 Seiten |
17. | »Legende vom sozialistischen Gang« | 3 Seiten |
18. | »Ballade vom Mann, der sich eigenhändig beide Füße abhackte« | 1 Seite |
19. | »Aah – ja!« | 2 Seiten |
20. | »Portrait eines Monopolbürokraten« | 1 Seite |
21. | »Noch« | 1 Seite |
22. | »Ballade von der alten Stadt Lassan« | 3 Seiten |
23. | »Selbstportrait für Reiner Kunze« | 1 Seite |
24. | »Commandante Che Guevara« | 2 Seiten |
25. | »Lied vom roten Stein der Weisen« | 1 Seite |
26. | »Ballade vom Kameramann« | 1 Seite |